Der Abschied

Hier geht es zum ersten Teil. Und hier zum zweiten Teil.

Wir wollten dabei sein, wenn es zu Ende ging.

Die Ärztin stellte alle Geräte aus und verließ das Zimmer. Der Pfleger, der uns von Anfang an betreut hatte, blieb im Zimmer, fast so unauffällig wie ein Geist.

Ich stellte mich mit meinem jüngsten Bruder an die linke Bettseite meines Vaters. Mein Freund stellte sich mit der Freundin meines Vaters und meinem anderen Bruder an die rechte Seite.

Wir berührten ihn, streichelten ihn, küssten ihn und weinten, als wir dabei zusahen, wie sein Puls schwächer und schwächer wurde.

Es war unendlich traurig, aber gleichzeitig auf eine ganz besonderes Art auch schön, dass wir ihn halten, streicheln und herzen konnten, als sein Herz für immer aufgehört hat zu schlagen.

Als ich auf dem Bildschirm sah, dass er keinen Puls mehr hatte, war es zehn Minuten her, dass die Ärztin die Geräte ausgestellt hatte.

Ich sah den Pfleger an und fragte: „Wann kann man sagen, dass er es geschafft hat?“

„Jetzt. Jetzt kann man es sagen.“

Die Tränen liefen. Aber das taten sie seit zehn Minuten schon.

Der Pfleger sprach uns sein herzliches Beileid aus und sagte, wir könnten noch so lange hier bleiben, wie wir wollten.

Aber wir wollten gehen.

Mein Vater wurde bereits gelb im Gesicht. Das wollten wir nicht mehr sehen.

Wir waren inzwischen zwei Stunden dort.

Wir hatten uns verabschiedet.

Und waren dabei, als er für immer ging.

Jetzt gingen wir. In unser Leben „danach“.

Das war unendlich schwer.

5 Kommentare zu „Der Abschied

  1. Es tut mir sehr sehr leid. Ich habe meinen Vater vor zwei Jahren verloren und hatte keine Gelegenheit mehr mich zu verabschieden, weil es einfach so unglaublich schnell ging. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, aber das tut sie nicht. Man lernt mit der Zeit mit dem Schmerz zu leben, doch es gibt immer wieder Tage, an denen es mich überrennt wie eine riesige Welle und dann weine ich nur noch. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst. Lass Dir nicht sagen, dass Du dann und dann aufhören solltest zu trauern. Es gibt dafür keinen Zeitpunkt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie von Herzen viel Kraft und ein Licht, das Euch im Dunkeln leuchtet. Liebe Grüße

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