Dramatische Tage

Ich wollte die ganze Geschichte aufschreiben. Ich habe es wirklich versucht. Aber ich kann nicht. Ich verliere mich in Einzelheiten und bringe nur einen wirren Buchstabensalat aufs Papier. Also nun die Kurzfassung mit den wichtigsten Eckpunkten.

Samstag hatte mein Vater einen kleinen Herzinfarkt. Man müsste ein paar Stents setzen. Dachte man.

In der näheren Untersuchung kam dann raus, dass er vier Bypässe braucht, weil alle Zugänge zum Herzen verstopft sind. Man wollte ihn am liebsten direkt operieren. Aber die Ärzte schafften es nicht, seinen Zustand zu stabilisieren. Also verschob man die OP auf den nächsten Morgen. Egal, wie der Zustand dann war. Ohne diese OP gab es keine Überlebenschance.

Um 9 sollte er operiert werden, ca. 4-4,5 Stunden lang.

Am Ende wurde er 9 Stunden am offenen Herzen operiert. Er erhielt letztlich zwar „nur“ drei Bypässe, aber sein Herz schlug nicht mehr von allein. Daher setzten sie ihm eine Herzpumpe ein, die den Herzschlag übernahm. Nach ungefähr einer Woche können Herzen dann meist wieder alleine arbeiten.

Wir waren erleichtert. Die OP war überstanden.

Aber sie war anstrengend und der Kreislauf meines Vaters schwach. Sie wollten ihn ganz, ganz langsam wecken und noch einen Tag schlafen lassen.

Er bekam allerdings Fieber. Sein Zustand verschlechterte sich in den nächsten 36 Stunden.

Man würde ihn so auf keinen Fall aufwachen lassen und hat ihn tiefer ins künstliche Koma versetzt.

Trotz aller Bemühungen sank das Fieber nicht. Der Zustand war kritisch.

Mittwochmorgen beschlossen sie, ein CT durchzuführen, da sie vermuteten, er hätte einen Darmverschluss, der zum Fieber führt.

Es stellte sich heraus, dass der Darm nicht gut durchblutet war. Sie wollten ihn noch am selbten Tag am Darm operieren.

Wir fragten, ob das in diesem Zustand sein müsse.

Aber es musste sein. Ohne die OP hätte er keine Überlebenschance gehabt.

Inzwischen war Mittwochabend. Die OP sollte 1-2 Stunden dauern, maximal 3.

Am Ende wurde er 7 Stunden operiert.

Um kurz vor 4 in der Nacht, als die OP endlich überstanden war, rief mich die Freundin meines Vaters an.

„Julia, du musst kommen.“

Ich packte ein paar Sachen, steckte die Patientenverfügung ein, in der ich als Entscheiderin drinstehe, und machte mich auf den zweistündigen Weg in die Uniklinik.

2 Kommentare zu „Dramatische Tage

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